Der Kulturhistorische Hauberg
Der Kulturhistorische Hauberg im Regionalforstamt Siegen - Wittgenstein

Kontaktadressen:
Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein
Vormwalder Straße 9
57271 Hilchenbach
Telefon: 0 27 33 / 89 44 0
E-Mail: siegen-wittgenstein@wald-und-holz.nrw.de
Förderverein Historischer Hauberg Fellinghausen e.V.
Historischer Hauberg Fellinghausen e.V.
Ulrich Gießelmann (Vorsitzender)
Landstraße 101
57223 Kreuztal-Fellinghausen
Telefon: 02732 1882
E-Mail: info@fhhf.de
Gruppenführungen können auf Anfrage gerne durchgeführt werden.
Vom Hauberg zum Hochwald
Der Siegerländer Hauberg in seiner historisch überlieferten
Form ist ein Eichen-Birken-Niederwald mit wenig anderen Laubbaumarten, der alle sechzehn bis zwanzig,
im Mittel alle achtzehn Jahre, abgetrieben, als Brennholz beziehungsweise Kohlholz genutzt wird und danach
selbständig aus dem Stock ausschlägt.
Zwischen den Stockausschlägen wurden im Jahr des Abtriebs Bodenbewuchs und Laubstreu abgezogen,
gedörrt und verbrannt. Danach wurde entweder im Herbst Roggen oder im Juni Buchweizen eingesät
und im August des zweiten Jahres bzw. im September des ersten Jahres geerntet.
Nach einer Schonzeit von fünf bis sieben Jahren, bis die neuen Stockausschläge etwa neun Jahre alt waren,
wurde sieben bis elf, im Mittel neun Jahre lang, Vieh (Rindvieh oder Schafe) zur Waldweide in den Hauberg getrieben.
Dann folgte der erneute Abtrieb.
Alle Haubergsarbeiten waren zeitlich und sachlich aufeinander abgestimmt. So z.B. war die Entfernung des Reisigs
für Brennzwecke Voraussetzung der Bodenbearbeitung zwecks landwirtschaftlicher Zwischennutzung.
Die Lohegewinnung zur Zeit der stärksten Kambiumaktivität der Eiche kann gerade so rechtzeitig abgeschlossen werden,
dass die Eiche danach noch aus dem Stock ausschlagen und überlebensfähige Triebe bilden kann.
Ein weiteres wichtiges Merkmal des Haubergs ist, dass das Waldeigentum gemeinschaftliches Eigentum der Bewohner einer Ortschaft ist,
die den Hauberg auch gemeinschaftlich bewirtschaften. Die Anteilseigner bilden eine Haubergsgenossenschaft mit einem
Vorstand und einem Vorsitzenden des Vorstandes, dem sogenannten Haubergs- oder Waldvorsteher.
Neben den Besonderheiten der Wirtschaftsform weist also der Hauberg andere Besonderheiten der Baumartenzusammensetzung,
der Vielfach- Nutzung, der Eigentumsform und der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung auf. Alle diese Besonderheiten haben
historische Ursachen.
Die frühere multifunktionale Haubergswirtschaft hat ihre Existenzgrundlagen verloren. Sie kann daher abweichend
vom Brennholz-Niederwald auf größeren Flächen nicht fortgeführt oder wiederhergestellt werden.
Dennoch liegt es im Interesse der Traditionspflege, der Dokumentation, des Schul-Sachunterrichts sowie auch von Forschung
und Lehre, wenigstens eine kleine Fläche zu erhalten, auf der die historische Haubergwirtschaft fortgesetzt wird bzw.
wiederaufleben kann.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere die Nutzung von Koks und Kohle, statt Holzkohle, zur Eisenverhüttung
im Siegerland, und das dadurch veränderte Wertverhältnis von Nutz- zu Brennholz, erzwingen eine Umwandlung der Hauberge
in Hochwald. Das gilt spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts. Dieses Ziel haben Haubergsgenossenschaften und
Forstbehörden konsequent verfolgt. Wir stellen heute fest, dass im Jahre 2000 noch ca. 6000 bis 7000 ha Niederwald im Siegerland
vorhanden sind, und sich das Verhältnis von Laub- und Nadelbäume z.Zt. die Waage halten.
Eine weitere wesentliche änderung der erwarteten Entwicklung ist dadurch eingetreten, dass mehr und mehr Stimmen
laut wurden, die für eine Erhaltung des Niederwaldes zumindest auf Teilflächen plädieren.
In Ermangelung einer geeigneten Fläche im Besitz der öffentlichen Hand wurde ein Vertrag zwischen dem
Land Nordrhein-Westfalen (Landesforstverwaltung) und einer Waldgenossenschaft im nördlichen Siegerland geschlossen.
In diesem Vertrag verpflichtet sich die Waldgenossenschaft Fellinghausen, auf einer Teilfläche ihres Waldbesitzes
von rd. 24 ha die Niederwaldwirtschaft, auf jährlich 0,5 ha innerhalb dieser Teilfläche den gesamten Komplex
der historischen Haubergnutzung fortzuführen. Das Land zahlt einen Ausgleich für den Verzicht auf
ertragsstärkere Hochwaldnutzung und für die Mehrarbeit bei historischer Bewirtschaftungsform.
Das ausgerechnet die Waldgenossenschaft Fellinghausen für den Historischen Hauberg ausgewählt wurde,
hängt damit zusammen, dass in dieser Waldgenossenschaft noch reichlich Flächen mit jungem, ausschlagfähigem
Hauberg vorhanden waren.
Für die Vertragsfläche wurde eine neue Schlageinteilung entwickelt, ein besonderer Betriebsplan erarbeitet
und eine Konzeption für die Abwicklung der Arbeiten geschaffen.
Die Vertragsfläche ist jedermann zugänglich. Hinweisschilder und Prospekte informieren über Einzelheiten des Vorhabens.
Verein Waldland Hohenroth / Regionalforstamt Siegen - Wittgenstein
Wenn Sie uns Ihre Fragen, Ihre Kritik oder Anregungen mitteilen möchten wählen Sie hier unser
Kontaktformular.